Der Nord-Ost-Ring – Das Damoklesschwert über dem Schmidener Feld

Walk&Talk mit NABU-Fellbach und SVF

walk&talk mit NABU und SVF
Bei bestem Sonnenschein fanden sich am vergangenen Sonntag rund 20 Teilnehmer ein, um aktuelles zum umstrittenen Nord-Ort-Ring zu erfahren. Aus erster Hand. Denn eigens für das Thema war Joseph Michl aus Zuffenhausen an den Fuße des Kappelbergs gekommen. Darüber freuten sich die die Organisatoren des walk & talk, Petra Hübner vom NABU und Tilmann Wied vom SVF sehr.

Joseph Michl, ARGE Nord-Ost e.V. stellt geplanten Nord-Ost-Ring vor
Zu Beginn führte Michl, seines Zeichens Vorsitzender der ARGE Nord-Ost und Agraringenieur in die Historie ein. So wurde die ARGE Nord-Ost 1995 gegründet, weil damals seitens der Politik verstärkt über ein großes Verkehrsprojekt im Stuttgarter Umland nachgedacht wurde. Die autobahnähnliche Anbindung der von Bayern über die B29 kommenden Verkehrsströme an die A 81 erschien so manchem Politiker sehr verlockend.

Von Anfang an vehemente Gegenwehr
Man hatte nicht mit der vehementen Gegenwehr einiger engagierter Bürger, sowie der am stärksten betroffenen Städte Fellbach, Stuttgart und Kornwestheim gerechnet. So stemmen sich die Kommunen bis heute im breiten Schulterschluss mit der ARGE Nord-Ost e.V., Umweltverbänden und weiteren gesellschaftlichen Gruppen, wie beispielsweise den örtlichen Landwirten und Handwerkern gegen ein solches Projekt. Verschlingt es doch große Teile unserer wertvollen Kulturlandschaft und Naherholungsgebiete.

Schlimme Eingriffe in Landschaft, Natur und für Landwirtschaft
Welch starke Eingriffe in die Landschaft dadurch erfolgen würden, konnte man vom Kappelberg aus sehr gut sehen. So würde die vierspurige Trasse in Fortführung der Westumfahrung Waiblingen direkt unterhalb des Hartwaldes verlaufen und in Höhe des Sportgeländes am Tennwengert seinen Weg in Richtung Neckar suchen. Den genauen Streckenverlauf kann man auf der Homepage der ARGE unter http://arge-nord-ost.de einsehen.

Wie aktuell ist das Projekt?
Doch ist das Projekt überhaupt noch aktuell? Hat man doch in der Vergangenheit zwar immer wieder davon gehört, aber besteht wirklich eine Gefahr für unseren Lebensraum? Michl verwies hier auf die anstehenden Landtagswahlen im Jahr 2026.

Was wird nach der Landtagswahl?
Je nach dem, aus welchen Parteien sich die zukünftige Landesregierung bildet, könnte das Projekt Nord-Ost-Ring erneut Fahrt aufnehmen. Immerhin ist das Projekt nach wie vor in den Fachplanungen enthalten und ist mit einem Planungsrecht belegt. Hinzu kommt die neue Bundesregierung, die das Projekt schnell befeuern könnte. Und damit schwebt das Damoklesschwert deutlich auch über dem Schmidener Feld.

„Grüne Tunnel“ die Lösung?
Könnte dann nicht doch der sogenannte Grüne Tunnel ein Lösung sein? Dazu muss man wissen, dass dieser nur in einem Teilstück bergmännisch gebaut werden soll. Der größte Abschnitt würde in offener Bauweise errichtet. Dabei würden in großem Ausmaß wertvollste, über viele Jahrtausende gewachsene Ackerböden unwiederbringlich zerstört.

Nord-Ost-Ring keine Lösung für Verkehr
Michl legte dar, warum der Nordostring auch für Industrie und Gewerbe in Fellbach und Waiblingen keine Lösung der vorhandenen Verkehrsprobleme darstellt. Eine neue attraktive Straße würde sofort wieder mit Verkehr volllaufen. Ein Teil wäre weiträumig verlagerter Verkehr von der A8 und der A6, ein Teil verlagerter Verkehr aus dem ÖPNV sowie neu entstehender Verkehr zwischen den Räumen Fellbach/Waiblingen und Ludwigsburg. Die Industrie stünde weiterhin im Stau, und das bei insgesamt stark gestiegenem Verkehrsaufkommen.


Alternativen
Und so fragt man sich, welche alternativen Lösungen es gibt. Michl führt hier vor allem den Ausbau des Öffentlichen Personenverkehrs an. Nicht nur die vorhandenen Lücken gehören geschlossen, sondern auch die Taktungen der Verkehrsmittel, vor allem an Knotenpunkten, muss verbessert werden. Und natürlich muss die Zuverlässigkeit wieder deutlich zunehmen, so dass mehr Menschen gerne das Angebot nutzen. Ziel muss sein, Autofahrten soweit es geht auf den Öffentlichen Personenverkehr und das Fahrrad zu verlagern. Das schafft dann auf den Straßen die für den Wirtschaftsverkehr notwendigen Reserven.


Was kann der Einzelne tun?
Der einzelne Bürger kann gegen den Nordostring aktiv werden, indem er selbst Alternativen zum Auto nutzt, wo es möglich ist. Wichtig ist es auch, klar Flagge gegen den Nordostring zu zeigen, so wie es auch die Fellbacher Oberbürgermeisterin Zull schon seit Jahren unermüdlich macht. Das ist ebenso erfreulich wie die Tatsache, dass die große Mehrheit der Fellbacherinnen und Fellbacher hier hinter ihrer OB stehen.
Für gerade einmal 12,- Euro Jahresbeitrag kann man auch Mitglied in der ARGE Nord-Ost werden. Der Verein ist auf vielen Gebieten gegen den Nordostring aktiv. Für Menschen, die selbst aktiv etwas gegen die Straße tun wollen, gibt es hier ein weites Betätigungsfeld. Bereits 2026 sind die nächsten Landtagswahlen in Baden-Württemberg, und es muss damit gerechnet werden, dass in der kommenden Landesregierung keine Mehrheit mehr gegen den Nordostring zustande kommt. Umso wichtiger ist ein breiter zivilgesellschaftlicher Widerstand, gerade auch aus Fellbach und den Nachbarkommunen.

Verantwortlich: NABU-Fellbach